Geschichte der Glashütte Rheinpfalz
- Kindheitserinnerungen

Mein Großvater Rudolf Meißner, gebürtiger Bayer und Schleifermeister in der Spiegelauer Glashütte im Bayerischen Wald wurde damals durch Max Ringel
abgeworben und übernahm die Leitung der Schleiferei in Maximiliansau,
und so war ich als kleiner Junge gelegentlich hier.

Ich erinnere mich noch an den immer etwas kühlfeuchten Geruch der Luft nach Holzwolle und Schleifpolitur wenn man den
Warenausgang betrat. Der Raum war irgendwie nieder und voll von
Papp-Schachteln.
Am anderen Ende war eine Tür, und dahinter öffnete sich
eine großräumige und helle Halle. An den vielen in Reih und Glied stehenden
Schleifböcken verzierten die Kugler (Glasschleifer) die Gläser mit mit den tollsten Schliffen. Daneben wurde das
fertige Glas an großen Bürstenrädern poliert und kam in die Wäscherei.
Durschschritt man die Halle, vorbei an der Malerei in der das Glas künstlerisch bemalt wurde, so gelangte man zu dem
metallenen Kühlband, das das frisch geblasene Rohglas aus der Glasbläserei transportierte. Hier erfolgten die ersten
Bearbeitungsschritte am rohen Glas. Es wurden die sogenannten Glaskappen (der Ansatzpunkt der Pfeifen) abgesprengt
und anschließend der Boden und Mundrand plangeschliffen.

Folgte man dem Kühlband so gelangte man an eine schwere, hohe Tür, und dahinter lag die Glasbläserei.Es war sehr warm
um nicht zu sagen heiß. Auf einem Podest rund um den Schmelzofen standen die Glasbläser. Sie holten aus den
Hafen (Schmelztiegeln) kleine Kugeln aus rotglühender zäher Glasmasse hervor ...

... und bliesen sie unter ständigem Drehen
der Pfeifen in die hölzernen Formen ein. Je nach Glas wurden im nächsten Schritt an der Unterseite des Glases eine
kleine geschmolzenen Glaskugel angesetzt und daraus der Stiel gezogen. An das Stielende kam eine weitere rotglühende Glaskugel aus
der dann der Boden geformt wurde.
Das nun fertige und immer noch sehr, sehr heiße Glas wurde auf das bereits erwähnte Kühlband
abgestellt.
Ich durfte auch mal blasen und hatte reichlich damit zu tun die schwere eiserne Pfeife zu halten. Mehr als ein unförmiges,
an einen Luftballon erinnerndes Gebilde hatte ich nicht zu Wege bringen können. Ich erinnere mich noch gut an das Zischen
als mein heißer Ballon in kaltes Wasser getaucht worden ist.
Über 30 Jahre sind seit der Schließung vergangen, trotzdem finden sich einige Zeugnisse von damals. In dem ein oder anderen
Vorgarten sieht man große und kleine Glasbrocken in unterschiedlichsten Farben - es sind die Glasreste aus den Hafen
die bei deren Reinigung immer wieder angefallen sind. Als Kinder haben wir sie "eingesammelt" und zu Pfennigbeträgen in der
Nachbarschaft verkauft. In einigen Haushalten findet man auch noch mundgeblasene und handgeschliffene Gläser die die
Echtheitszertifikatschildchen der Hütte tragen. Es sind auch noch einige Schleifsteine vorhanden, und die ein oder
andere hölzerne Glasform dient als Dekoration.
Obgleich die Glasfabrik sehr viel jünger als beispielsweise die Deutsche Linoleumwerke Maximiliansau AG ist habe ich
bislang nur sehr wenig Fotos oder Bildmaterial zusammentragen können, so dass die folgenden Seiten wohl eher "mager"
ausfallen werden. Trotztem wünsche ich mir das Wesentliche festhalten zu können.
Ich würde mich daher um Zusendung relevanten Materiales oder Erlebnisberichten sehr freuen!